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Es war eine spannende Zeit

Karl-Heinz Glaremin wird heute verabschiedet – und muss doch noch zwei Wochen im Amt bleiben

Bericht: Neue Westfälische vom 30.09.2004
VON PETER URES

Willebadessen. Nur die engsten Familienmitglieder, Freunde oder Bekannten wissen oft, wie jemandem ums Herz ist, der gefeiert oder verabschiedet werden soll. Das wusste auch Anton Wolff, damaliger Bürgermeister der Stadt Brakel, als er im September vor 12 Jahren den Mann an seiner Seite verabschiedete, der damals gerade zum Stadtdirektor in Willebadessen gewählt worden war: „Ich kenne ihn lange genug und weiß, dass ihm lange Reden und insbesondere Lobhudelei eher peinlich sind“, meinte Wolff über Karl-Heinz Glaremin, den damaligen stellvertretenden Stadtdirektor in Brakel, bei einer kleinen Feierstunde im Rat der Nethestadt. Und die Geschichte wiederholt sich; denn heute Abend steht Karl-Heinz Glaremin wieder im Mittelpunkt, er wird als erster hauptamtlicher Bürgermeister der Eggestadt verabschiedet.

Er wird Reden über sich und seine Arbeit hören – und er wird, bei aller Freude über das Lob, froh sein, wenn das alles vorbei ist. So ist nun einmal sein Naturell, dem er privat und seit nunmehr 48 Jahren im öffentlichen Dienst stets treu geblieben ist.

48 Jahre im öffentlichen Dienst – eine nüchterne Zahl, die ihn aber heute im 63.Lebensjahr selbst immer noch ein wenig erstaunt: „Eine ganz schön lange Zeit – und eine spannende Zeit“. Und diese lange Wegstrecke im Beruf sollte eigentlich morgen zu Ende sein, doch Glaremin muss noch bleiben, so haben es jedenfalls die Wählerinnen und Wähler entschieden, die am vergangenen Sonntag seinen Nachfolger wählen sollten. Da aber weder sein Parteifreund Holger Ebbes, noch der als unabhängiger Kandidat angetretene Hans Hermann Bluhm die absolute Mehrheit der Stimmen hatten, muss nun am Sonntag, 10. Oktober, noch einmal gewählt werden – und Karl-Heinz Glaremin bleibt bis dahin Kraft Gesetzes als Chef der Verwaltung und natürlich auch des Rates im Amt. Doch dann ist endgültig der Schlussstrich unter eine Karriere gezogen, die heute so wohl nicht mehr möglich ist.

Bereits als 14-Jähriger trat der am 16. Juni 1942 in Paderborn geborene Karl-Heinz nach dem Besuch der katholischen Volksschule in Witten-Annen als Verwaltungslehrling in den Dienst der Stadtverwaltung in Witten ein. Damit war der Grundstein gelegt für eine berufliche Laufbahn, die ihn vom Stadtassistentenanwärter (ab dem 16. April 1959) bis hin zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Stadt Willebadesen (Amtsantritt war der 1. Oktober 1999) und dem Abschied führte.

Und was die Zeit dazwischen bot, war eine Mischung aus starkem beruflichem Engagement, Neuorientierungen, Wohnortwechsel und privatem Glück als Ehemann, zweifacher Vater und Großvater.
Sein Weg bis an die Spitze der Stadt Willebadessen führte ihn von Tätigkeiten im Sozialamt bei der Stadt Witten, dem Besoldungsreferat bei der Bezirksregierung in Koblenz, der Amtsverwaltung Warburg Land (als Leiter der Amtskasse) auch zum damaligen Amt Dringenberg-Gehrden, womit dann auch die Entscheidung über den Sitz der Familie Glaremin getroffen worden war, denn der damalige Neubau in Gehrden ist auch heute noch das Zuhause von Karl-Heinz und Rosemarie Glaremin. In seiner neuen Heimat war der Amtsamtmann allgemeiner Vertreter des Amtsdirektors, wurde am 1. Oktober 1973 zum Amtsoberamtmann ernannt – und orientierte sich gut ein Jahr später erneut beruflich neu. „Und das war wirklich eine spannende Zeit, nicht nur auf der Verwaltungsebene, sondern auch auf der Seite der Kommunalpolitik ; denn damals kam die auch heute noch viel diskutierte kommunale Neugliederung, die ja beileibe nicht nur Vorteile hatte und hat.“ Die Folge dieser Neugliederung war, dass Amtsoberamtmann Glaremin sein neues Büro bei der Stadt Brakel bezog – „und das war nicht so ganz ohne; denn als Leiter des Bauamtes kam ich in eine Position, die mir auf der reinen Verwaltungs- und Organisationsseite keine Probleme bereitete – von der technischen Seite allerdings, etwa den Hoch- oder Tiefbauangelegenheiten, hatte ich wenig Ahnung.

Aber mit den wirklich guten und qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben wir auch das in den Griff bekommen“, so Glaremin, der sich damals ganz besonders auf den späteren Leiter des Brakeler Bauamtes, Rudolf Rode, verlassen konnte.

Nur wenig später, am 22. April 1977, wurde Glaremin zum allgemeinen Vertreter des Brakeler Stadtdirektors bestellt, am selben Tag erfolgte auch seine Ernennung zum Stadtoberamtsrat. Nach der Übernahme in den höheren Dienst am 18. April 1980 bei gleichzeitiger Ernennung zum Stadtverwaltungsrat und der nächsten Stufe als Stadtoberverwaltungsrat ab 1. Oktober 1981 folgte dann Mitte des Jahres 1992 eine weitere gravierende berufliche Neuorientierung. Am 14. Juli war Karl-Heinz Glaremin zum Stadtdirektor in Willebadessen gewählt worden – und trat am 1. Oktober des Jahres als Nachfolger von Hubert Woltiri ein mehr als schwieriges Amt an.

„Ich habe damals sehr genau gewusst, dass es nicht einfach werden würde, denn ich hatte die Angelegenheiten in Willebadessen und die Probleme immer aufmerksam verfolgt. Aber gerade das war natürlich auch eine Herausforderung und ein Anreiz, mit frischem Schwung an die Arbeit zu gehen.“

Nur 77 Tage nach seinem Amtsantritt wurde dann bereits seine Handschrift als Chef der Verwaltung deutlich: nach einer „ganz nüchternen Bestandsaufnahme“ brachte der neue Mann an der Spitze der Verwaltung den Etat des Jahres 1993 in den Rat ein – „ein Kraftakt“, wie Glaremin heute rückblickend meint. Und kaum im Amt, gab es dann gleich richtigen Ärger – denn während man anderen Beamten oder Politikern gern 100 Tage einräumt, um danach eine erste Bilanz zu ziehen, so traf das auf den neuen Stadtdirektor Glaremin nicht zu. Die von ihm angekündigte Schließung des Hallenbades in Willebadessen („es ging aus Kostengründen kein Weg daran vorbei. Das musste einfach sein, um die Stadt finanziell zu entlasten“) brachte ihm Beifall aus Peckelsheim, aber massiven Ärger – manchmal sogar Hass – aus Willebadessen ein. Aber auch das stand er durch, heute spricht kaum noch jemand davon.

Als es dann im Vorfeld der Kommunalwahlen 1999 in der CDU darum ging, einen Kandidaten für das Amt des ersten hauptamtlichen Bürgermeisters zu finden, führte an Glaremin kein Weg vorbei. Er wurde nominiert, gewann die Wahl und trat am 1. Oktober 1999 sein Amt an.

Als er 60 Jahre alt wurde konnte er schon einmal hören, was man denn so von ihm und seiner Arbeit hält. Er sei „ein Glücksfall für die Stadt Willebadessen“, den „Pflichtgefühl und Verantwortungsbewusstsein“ kennzeichnen (Heinrich Ernst, stellv. Bürgermeister, CDU), er habe „excellente Sach- und Fachkenntnise“ (CDU-Fraktions-Chef Hubert Gockeln) und „eine ausgeprägte Fairness“, wie der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Neumann bei einer Feierstunde in Fölsen betonten – und der dabei auch an einen Spruch erinnerte, den Glaremin einmal selbst geprägt hatte: „Die roten Brüder haben Dir oft weniger Stress bereitet als die eigenen Brüder…“

Vielleicht sind es diese wenigen Sätze, die ihm im Gedächtnis bleiben werden, wenn nun der Stress ein Ende hat – und endlich die Zeit gekommen ist, mit seiner Frau Rosemarie neben dem Urlaub in seiner „zweiten Heimat“, auf der Insel Fehmarn, verstärkt Reiseziele in Angriff zu nehmen, die ihn und sein Frau reizen. „Mein Traum wäre eine Kreuzfahrt durch die Fjorde Norwegens bis hinauf zur Spitze.“ Doch zuerst ist etwas anderes geplant, und das auch auf dem Wasser: vielleicht geht es im nächsten Jahr mit seiner Frau, verbunden mit einem Besuch bei Verwandten in Passau, auf der Donau mit dem Schiff bis zum Schwarzen Meer.

Auch wenn er keine Probleme mit dem Loslassen oder der abgeklärten Distanz hat – so ganz lässt ihn das „Schwarze“ also doch nicht in Ruh‘…

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